Chris Katzenbach

Ich kann

 

die Zärtlichkeit spüren

in jeder Nervenfaser meiner Fingerkuppen

 

das Berühren der Blätter

beim Abtasten der Umrisse

 

Gräser streifen die Handflächen

Blätter das Gesicht

 

/

 

Ich bin

unter dem grün glühenden Pflanzendach

Die Zeit verlangsamt sich

Kommt zum

 

Stillstand

 

fast

 

Wie warmer Honig

umhüllt mich die Langsamkeit

 

/

 

Die Milde des späten Tages

vermischt mit einem Hauch von Ahnung

kindlicher Unbeschwertheit

schafft einen kurzen kostbaren

Augenblick

in dem ich die Zukunft

loslassen und ganz sorglos werden kann.

 

/

 

Das Meer saugt an den Füssen

und zieht eine klare Linie zwischen warm und kalt

die durch weissen Schaum aufgelöst wird

 

/

 

Der Blick öffnet sich

auf die symmetrische Weite der See

schwarze Felsen in der Ferne

verheissen den Traum von unbekannten Welten

Ich schmecke Salz

und versinke unter das Dach der Wellen

Darunter ein kurzer Blick in das Dunkel

der Unendlichkeit

Und eine Sekunde des Schauderns wird abgelöst

durch das Gefühl von Geborgenheit

 

/

 

Ich kann

 

die Zärtlichkeit spüren

selbst an den Zähnen des kantigen Drahts

 

 

 

12.11.16